Die Anfangsjahre: 1890 bis 1910
In den Anfangszeit des Fotografen Eisler werden die Fotos nicht in einem Fotostudio gemacht sondern im Freien.
An eine Hauswand wird eine mit Hintergrundmotiven bemalte Leinwand genagelt vor der die Kunden posieren. Standartausrüstung für jedes Foto ist ein Stuhl oder ein aus Ästen zusammengezimmerter Zaun, an dem sich der Kunde anhält, damit bei der langen Belichtungszeit das Bild nicht verwackelt, sowie ein geschlechtsabhängiges „Attribut“: Bei den Männern ein Stock, ein Gewehr, eine Zigarre oder ein Bierglas. Bei den Frauen ein Stock, manchmal ein Buch.
Auf einer erhaltenen Aufnahme ist im Hintergrund ein Werbeplakat des Fotografen Eisler zu sehen, das Aufschluss über das Geschäftsmodell gibt: Er reist mit seiner Kamera von Ort zu Ort, die Termine werden mittels Plakat im Vorhinein bekannt gegeben. „Die Aufnahmen finden bei jeden Wetter statt“, was sich auf den Bildern oft dadurch zeigt, dass die Kunden bis zu den Knien im Dreck stehen. Oft werden die Termine in Zusammenhang mit Jahrmärkten, Dorffesten etc. angelegt, daher sieht am oft Männer in Gruppen mit einem Humpen Bier in der Hand. Der künstlerische Wert der Aufnahmen ist überschaubar. Es ist immer dasselbe Motiv, immer dieselbe Haltung.
Emanuel Eisler kommt mit seiner Plattenkamera weit herum. Auf einigen der Fotoschachteln sind noch die Orte vermerkt in denen die Aufnahmen entstanden: Wildalpen, Rauris, Oppenberg, Pürgg.
Auch wurden „Fotokopien“ angefertigt: Ein Foto wird mit einem Reisnagel an einen Türstock geheftet, abfotografiert und dann vervielfältigt.
Das Fotostudio im Eislerhaus:
Im Erdgeschoß bewohnt Sigmund Eisler mit seiner Familie die südliche Hälfte:
Man betritt die Wohnung durch die Küche, daran anschließend befindet sich das Wohnzimmer.
An der Westseite liegen das Schlafzimmer und die „gute Stube“, die zwar mit wunderschönen Biedermeiermöbel möbliert ist, jedoch gerade deshalb nie wirklich verwendet wird.
Südlich schließt sich das Sallettl an, ein hölzerner Anbau mit großzügiger Verglasung, der mit einem Esstisch eingerichtet ist.
Der nördliche Teil des Erdgeschoßes wird von zwei Geschäften belegt: Das Radiogeschäft von Viktor Fait und eine Möbelausstellung der Tischlerei Eisler.
Das erste Obergeschoß ist zur Gänze vermietet: Die nördliche Hälfte belegt der Gendarmerie-Posten, auch wohnen Gendarmen im Haus. Die südliche Wohnung ist bis 1923 an den Rauchfangkehrer Widliczka vermietet.
Das zweite Obergeschoß liegt schon unter dem Dach und ist deshalb in der Grundfläche etwas reduziert. Im Sommer ist es hier extrem heiß, dafür im Winter sehr kalt. Das Geschoss teilen sich Ignaz und Maria Eisler: Die Witwe von Emanuel Eisler bewohnt bis zu ihrem Tod 1930 eine kleine Wohnung an der südlichen Giebelwand.
Die Wohnung von Ignaz Eisler liegt im gegen Westen gerichteten Quergiebel.
Das Fotostudio liegt gegen Osten und hat eine großzügige Fensterfläche gegen Osten und in Glasdach, das zwar gute Belichtungsverhältnisse bringt, aber ein unmögliches Raumklima.
Gruppenfoto von 1930 auf dem die Einrichtung des Fotostudio Eisler gut erkennbar ist:
Das Foto ist in Richtung Süden aufgenommen. Natürliches Licht kommt von großen Fenstern im Osten und von oben durch ein Glasdach. Das Licht kommt daher auf allen Studiofotos von links oben. Spanndrähte an der Decke halten einen (auf dem Bild nicht sichtbaren) transparenten Store, der das Sonnenlicht abschwächt. Der Hintergrund ist eine bemalte Leinwand, die Tiefe vortäuschen soll. Sie kann durch zwei schwere Vorhänge teilweise verdeckt werden. Der einfache Dielenboden wird durch Teppiche abgedeckt. Die üblichen Kulissen (Säule, Balustrade, Stühle etc.) wurden für das Gruppenfoto zur Seite gestellt.